Trienz .kö. Wer die Macher des FC Blau-Weiß Trienz kennt, weiß, dass man sicher schon Pläne für ein grandioses 75. Jubiläum, das der Verein in diesem Jahr feiert, in der Schublade hatte. Fußball-Darts, Human-Table-Soccer, Entenrennen, Kuhroulette , das alles wurde ja schon veranstaltet. Dann aber kam Corona und so bleibt - Stand heute -nichts anderes übrig als im Jubiläumsjahr einen Burgerverkauf anzubieten und mit dem „Grillorca-Abend“ am 26. Juni wieder mal in die Vorreiterrolle für Online- Events zu schlüpfen.
Nichts desto trotz sei zum 75. Jubiläum an die Geschichte des größten Vereins im Fahrenbacher Ortsteil Trienz erinnert. Am 06. Februar 1946, einem Fastnachts-Dienstag, trafen sich sieben Volljährige und 13 damals noch Minderjährige zur Gründung des Fc Blau-Weiß Trienz .Fast alle diese Männer, denen der Verein so viel verdankt, sind verstorben. Einziges noch lebendes Gründungsmitglied ist Eugen Köbler, der in Sindelfingen wohnt. Die Anerkennung durch die damalige Militärregierung erfolgte am 2. Mai 1946. Der Verein erfreute sich in seiner Anfangszeit großer Beliebtheit. Die Mitgliederzahl stieg stetig, doch ein Problem war die Beschaffung von Bällen, Trikots, Kickschuhen etc. Doch Dank geschickter Tauschgeschäfte mit Bullenhäuten und Kalbsfellen gegen Leder und „stutzenstrickenden“ Frauen wurde der FCT ,zu dem damals auch eine Schachabteilung gehörte , bald um sein Equipment beneidet.
Der erste Sportplatz war außerorts nahe dem sogenannten "Althöfer Wäldchen" gelegen, wo der FC Trienz trotz wirtschaftlich schwierigen Zeiten manche Siege über renommierte Teams feierte. Zum Sportplatz hin ging es übrigens auf einem Graspfad mitten durch Wiesenflächen. Um niemand gegen die Kicker und ihre Fans aufzubringen, tat viele Jahre ein Schild mit der Aufschrift „ Bitte im Gänsemarsch gehen“ erfolgreich seinen Dienst.
Obwohl man finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet war (nach der Währungsreform belief sich das Vereinsvermögen auf 2,15 Mark) entschlossen sich die Verantwortlichen den Sportplatz in den Ortskern zu verlegen. Lange Verhandlungen waren erforderlich bis an Pfingsten 1957 nach dreijähriger Bauzeit der überwiegend in Eigenarbeit erstellte Platz direkt neben dem Trienzbach eingeweiht wurde.
1976 erfüllten sich die Fc`ler einen weiteren großen Wunsch mit dem Bau des Sportheimes, dessen Planung und Umsetzung viel Verhandlungsgeschick der Vorstände und Tatkraft der Mitglieder erforderte. Auch die Komplettrenovierung des Spielfeldes mit Bau einer Flutlichtanlage 1983/84 forderte die Mitglieder über Gebühr. Nur gut, dass der FC Trienz immer engagierte Funktionäre und tatkräftige 1. Vorsitzende hatte. Seit der Gründung waren dies exakt 16 Männer wovon Werner Weis , Kurt Schönig, Willi Ehret und Torsten Münch die längsten Amtszeiten vorweisen konnten. Die letzte große Baumaßnahme war die Erweiterung des Sportheimes mit der Überdachung des Vorplatzes im Rahmen des Baus des Dorfgemeinschaftshauses . Weniger aufwändig aber doch wichtig für die Zuschauer, war die Aktion „ Bau eines Ausschankwagens“ die sich schnell als umsatz- und gemütlichkeitssteigernd erwies.
Sportlich pendelte der FC Trienz stets zwischen C- und der A-Klasse. Ein Blick in die sportlichen Jahrbücher verrät, dass es große Leistungsschwankungen gab. 1959 z.B. scheiterte man in einem Entscheidungsspiel gegen Allfeld während man ein Jahr darauf nur Vorletzter wurde. Ganz düster war´s ab 1967 als man meist am Ende der C-Liga stand. In dieser Zeit aber hatte man unter den Akteuren eine tolle Kameradschaft. So wurde z.B. das einhundertste Gegentor in der Runde 67/68 (am Ende waren es sogar 106) kräftig begossen. 1971 holte man bei 99 Gegentoren nur ein einziges Pünktchen. Doch die Spieler ließen sich nicht beirren und traten langsam den Weg nach oben an. Die Platzierungen wurden von Runde zu Runde besser und in den Jahren 1979 und 1980 gelang ein Doppelaufstieg von der C- in die A-Liga. 1982 ging es zwar wieder retour, doch 1985 stieg man wieder auf und klopfte sogar mal am Tor der Bezirksliga. Das Team hielt sich dann recht lange in der A-Klasse bis es von 1994 bis 1996 "runter-rauf-runter" hieß. 2002 nutzte der Verein die Schwächephase des Konkurrenz und schaffte am letzten Spieltag in Reisenbach wieder mal einen Aufstieg. Nur schade, dass man die da aufgekommene Euphorie nicht nutzte und ein Jahr später wieder abstieg. Noch enttäuschender aber war die Relegation im Jahr 2013 als man gegen den Sv Schefflenz eigentlich schon gewonnen hatte und dann in nur acht Minuten die Partie und den Aufstieg aus den Händen gab.
Doch wer weiß für was das damals gut war. Es folgte nämlich ein Jahr in dem sich die Vorstandschaft Gedanken über den Fortbestand des Vereins machen musste. Es wurde hart und intensiv über die Alternativen, selbstständig bleiben und hoffen dass alles gut geht, oder einen Fusionspartner suchen, diskutiert. Die Gespräche und Versammlungen waren emotional, doch letztlich gab es eine Entscheidung. Die Kooperation mit dem FC Freya Limbach.
Eine Vorreiterrolle in der Region hatte der Fc Blau-Weiß Trienz im Damenfußball . Schon in den 90ern feierten die Trienzer Damen weithin beachtete Erfolge und spielten sich bis in die Landesliga hoch. Übrigens schaffte es mit Alexandra Grein eine Spielerin die ihre Karriere am Trienzbach begann sogar bis in die Bundesliga. Auch heute noch hat der FC Trienz , unterstützt vom SV Wagenschwend eine Damenmannschaft in der Kreisliga gemeldet. Generationsübergreifende Spielerinnen-Karrieren wie z.B. in der Familie Weis, sind verbürgt. Die Damenmannschaft organsiert übrigens in jedem Jahr einen „Winterzauber, dessen Erlös in Teilen caritativen Zwecken zu Gute kommt .
Viel Wert legten die FCT-Verantwortlichen auch immer auf die Jugendarbeit . Doch nicht nur durch Fußballtraining sondern auch durch die legendären Ausflüge nach Hörbranz, die Zeltlager in der Michelherd, die Fahrten zu Bundesliga-Spielen u.ä. schaffte man es die Kinder und Jugendlichen bei Laune und letztlich auch im Verein zu halten. Heute hat sich das Ganze wie überall etwas gewandelt und so kämpft auch der „75-er Jubilar“ mit dem Rückgang an Nachwuchskickern . Die Flinte wirft man aber nicht ins Korn, sondern versucht sich im neugegründeten Jugend-Sportverein JSV Limbach -Fahrenbach einzubringen.
Wie es mit dem Fußball auf regionaler Ebene weitergeht steht in den Sternen. Da ist es gut, wenn sich ein Verein weitere Standbeine sucht, so die Vorsitzenden Markus Schäfe rund Jochen Mohr. So bietet der FC Trienz neben dem Seniorenfußball in der Spielgemeinschaft mit Limbach , der Jugend-SG und dem Damenfußball noch Kinderturnen, die AH-Männergymnastik, AH-Fußball mit Limbach, Rock&Roll, und diverse Fitness-Kurse an. Zum echten Aushängeschild hat sich die um die Jahrtausendwende gegründete „Schorlemafia“ entwickelt. Sie sorgt in der Zeit von November bis März ( je nach Dauer der Session) dafür, dass die „Faschenacht“ im Odenwald nicht vergessen wird. Da triumphiert kurzzeitig auch mal „gelb-rot-blau“, die Farbe der Mafiosi-Anzüge über das gewohnte „blau-weiß“.
Die Musiker der Schorlerebellen, die Garden in allen Altersgruppen, Bütten und Gesangvorträge sorgen dafür dass der Schlachtruf „Schorle-Uff ex“ immer weiter in der Region bekannt wird.
Beim FC Blau-Weiß hat man also die Zeichen der Zeit erkannt und versucht deshalb mit innovativen Ideen und besonderen „Festles-Programmen „ wie zuletzt der Online-Prunksitzung oder dem für 26.6. geplanten online Grilleventmit Malle-Sänger „Killer-Michel“ Interesse an der Vereinsarbeit zu wecken , neue Freunde zu werben und die seit Jahren treuen Mitglieder „bei der Stange zu halten“. Denn eines ist klar . Auch mit 75 ist der FC Blau-Weiß noch im besten Alter, oder wie es neudeutsch heißt ein „best ager“ . .